„Fantasie, über den Tellerrand hinausgehende Perspektive und Offenheit für Neues spielen eine entscheidende Rolle.“
Roland Falder ist Gründungspartner der Kanzlei EMPLAWYERS. Zuvor war er viele Jahre als Partner in internationalen Großkanzleien tätig. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die betriebliche Altersversorgung sowie das Arbeits- und Sozialversicherungsrecht mit internationalen Bezügen. Roland Falder betreut Mandanten aus unterschiedlichsten Branchen, darunter Technologiekonzerne, Großhandelsunternehmen und Finanzinstitute. Mehr über Roland Falder erfahren Sie im folgenden Interview:
Was war der Grund für die Aufnahme eines juristischen Studiums?
Es handelte sich um eine Mischung aus Interesse, geweckt durch einen von Rechtsanwälten geleiteten Oberstufenkurs in der Schule, und einem Mangel an Alternativen, da ich weder mathematisch noch naturwissenschaftlich begabt war. Zudem erschien dies die beste Berufsperspektive und Möglichkeit zu internationalem Arbeiten im Anwaltsbereich zu eröffnen.
Wie verliefen Studium und Referendarzeit?
Eine lange Zeit ergebnislos und langweilig, bis in der Referendarzeit (endlich) praktische Erfahrungen hinzukamen. Höhepunkte der Referendarzeit waren die Zeit an der Verwaltungshochschule in Speyer mit Professoren wie dem späteren Bundespräsidenten und damaligen Vorsitzenden des Bundesverfassungsgerichts Roman Herzog, sowie meine Auslandsstation in Bangkok / Thailand, wo ich mich begleitet von neidvollen Kommentaren meiner Referendarskollegen am Wochenende am Strand auf das Examen vorbereitet habe.
Wie verliefen die ersten Berufsjahre?
Das Ende der Referendarzeit fiel in die Zeit der deutschen Wiedervereinigung. Vor meiner ersten Anwaltstätigkeit habe ich in Leipzig für den deutschen Gewerkschaftsbund ostdeutsche FDGB Mitglieder beraten. Es war eine ungemein spannende Zeit, die mir auch heute noch beim Umgang mit Gewerkschaften und Betriebsräten hilft und meine Einstellung zum Arbeitsrecht als Ausgleich von Interessen und als weniger konfrontatives Rechtsgebiet geprägt hat.
Zudem zeigt mir der Rückblick die rasante Entwicklung der Technologie und deren Auswirkung auf den Arbeitsalltag. Zu Beginn waren noch Telex, Post und Fax entscheidende Kommunikationsmittel mit Mandanten und Gerichten. Ohne regelmäßige Zeitschriftenlieferungen gab es keine aktuellen Informationen über Rechtsprechung und Gesetzgebung. Heute spielt all das keine Rolle mehr und die Entwicklung geht hin zu ganz neuen, viel schnelleren Arbeitsformen.
Was wurde aus der angestrebten internationalen Arbeit?
Die Anfänge, selbst in einer für deutsche Verhältnisse großen, überregionalen Kanzlei waren eher regional geprägt, wenn nicht provinziell. Also habe ich selbst die Initiative ergriffen und bin für drei Jahre nach Dubai und Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegangen. Sprachlich, kulturell und für den persönlichen Erfahrungshorizont war dies eine unschätzbar wertvolle Zeit.
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland begann die Blütezeit großer Sozietäten in internationalen Zusammenschlüssen mit internationalen Mandanten. Seither ist das internationale Arbeitsrecht mit einer Fokussierung auf Fernost (China, Südostasien) und USA einer meiner Schwerpunkte.
Was fasziniert Sie nach wie vor an Arbeitsrecht?
Arbeitsrecht ist nicht statisch, sondern eminent politisch. Es geht um den Ausgleich von Interessen und die wirtschaftliche Entwicklung von Staaten und Staatsgemeinschaften. Alles ist ständig im Fluss mit zahlreichen Einflussfaktoren wie Politik, Gerichtsentscheidungen, aber auch technologischen und konjunkturellen Entwicklungen. Daneben ist Arbeitsrecht, anders als andere Rechtsgebiete, wie Patent-, Wettbewerbs- und Kartellrecht, aber auch Gesellschafts- und Steuerrecht, sehr personenbezogen und kommunikativ. Allein die ständig wechselnden Konstellationen, sowohl bei Unternehmen als auch auf der Arbeitnehmerseite, sorgen für ständige Abwechslung und immer neue Erfahrungen.
Was waren die entscheidenden Weichenstellungen in der juristischen Karriere?
Nach dem Beginn der Berufstätigkeit in einer überörtlichen, jedoch noch stark regional geprägten Sozietät, kann der bereits erwähnte Auslandsaufenthalt als erster wichtiger Einschnitt gesehen werden. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland in eine große, mittlerweile internationale Sozietät war auch der Wechsel von einer Großkanzlei in eine andere von großer Bedeutung, da hierbei erfreulich deutlich wurde, dass die persönlichen Beziehungen zu Mandanten den Namen der Kanzlei weit überstrahlen. Schließlich ist auch die Gründung einer eigenen neuen Kanzlei natürlich ein wichtiger Meilenstein. Neben den größeren unternehmerischen Freiheiten sind zahlreiche administrative und unternehmerische Herausforderungen zu bewältigen, die in einem großen Kanzleiverbund ganz anders organisiert sind.
Gibt es etwas außer Arbeitsrecht?
Anders als bei einigen Kollegen aus den Großkanzleien, in denen ich vorher tätig war, ist dies erfreulicherweise der Fall. In meinem ganzen Berufsleben habe ich allerdings, weit bevor Work-Life-Balance zum Schlüsselwort wurde, für mich (und meine Mitarbeiter) darauf geachtet, dass Arbeit zwar wichtig, aber nicht der Mittelpunkt des Lebens ist. Feierabende und Wochenenden sind ganz überwiegend für Familie und persönliche Interessen reserviert und spielen als Ausgleich zu den Herausforderungen des Alltags eine wichtige Rolle.
Was sind diese persönlichen Interessen?
Sport (aktiv und vor allem passiv), Reisen, Lesen und Filme / Serien spielen heute die Hauptrolle. Dabei ist vorteilhaft, dass sich diese Interessen, mit denen meiner Familie decken, sodass vieles, vom Stadionbesuch bis zur Fernreise, gemeinsam unternommen wird.
Gibt es so etwas wie ein Lebensmotto?
Vielleicht eher eine aus der Erfahrung herrührende Herangehensweise. Zwar ist ein Blick in die Vergangenheit immer nützlich, um zu reflektieren und vielleicht auch Fehler zu vermeiden, aber entscheidend sind Gegenwart und – soweit beeinflussbar – Zukunft. Dabei spielen – im Beruf wie im Privatleben – Fantasie, über den Tellerrand hinausgehende Perspektive und Offenheit für Neues eine entscheidende Rolle, um nicht in Routine und Alltagsproblemen zu ersticken.
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